Brandanschlagsserie in Plauen
Während des Brandes halfen einige Anwohner und Passanten. Zwei Jugendliche Helfer berichteten jedoch, dass sie gefragt wurden, warum sie helfen – man solle die Leute doch verbrennen lassen. Ein Anwohner habe „Sieg Heil“ gerufen. Feuerwehrleute sollen bei den Rettungsarbeiten angegriffen worden sein. Einen rassistischen Hintergrund schloss die Polizei jedoch bald aus. Verdächtigt wurde zunächst ein ehemaliger Bewohner des Hauses, der mit dem Vermieter Streit gehabt haben soll. Mangels Beweisen wurde er aber wieder freigelassen. Nach dem Umzug in die Dürerstraße hatten die ehemaligen BewohnerInnen der Trockentalstr. 86 Angst vor weiteren Anschlägen. Mitte Januar überraschten HausbewohnerInnen im Keller drei Männer, die mit einer weißen Flasche hantierten und nach ihrer Entdeckung wegliefen. Die hinzugerufene Polizei sah jedoch keine Hinweise auf Brandstiftung und habe keine verdächtigen Personen angetroffen. Hm, die Männer waren ja weggelaufen. Derweil wurden die BewohnerInnen des betroffenen Hauses auch noch Opfer von Anfeindungen und Unterstellungen mit den üblichen antiziganistischen Untertönen. Nicht nur von ihrer Armut und den schlechten Wohnverhältnissen, sondern auch von Ruhestörungen, Müll und Verschmutzung, Kindeswohlgefährdung war da die Rede. Es gab Anwohnerbeschwerden und Polizeieinsätze. Romano Sumnal – ein Verein für Roma in Sachsen mit Sitz in Leipzig – hatte sich mit einem offenen Brief an den Landrat, den Oberbürgermeister von Plauen und an die Öffentlichkeit gewandt und forderte: „sich gegen Rechte Taten und Äußerungen zu stellen; die Ermittlungsarbeit mit allen Mitteln zu unterstützen und zu befördern; die Betroffen zu schützen, zu versorgen und weiteren Anschlägen präventiv entgegen zu wirken.“ Romano Sumnal betreut auch die Überlebenden der Brandanschläge und sammelt dafür Spenden. Wir haben den 1. Vorsitzenden von Romano Sumnal, Gjulner Sejdi, um eine kurze Stellungnahme gebeten. Er war am Tag nach dem letzten Anschlag in Plauen und hatte mit Betroffenen gesprochen.