WDR Stand: 07.04.2017, 15:31
Nachrichten Westfalen-Lippe
Oerlinghausen: Streit um Löhne in Flüchtlingsheim
Gewerkschaft ver.di kritisiert Betreiberwechsel – Bezirksregierung soll alten Betreiber ausgebootet haben –
ver.di befürchtet Lohndumping
Der Streit um angemessene Löhne für Mitarbeiter in der Flüchtlingsunterkunft Oerlinghausen war am Freitag Thema im Düsseldorfer Innenministerium. Die Bezirksregierung Arnsberg (nicht Detmold?) soll dem neuen Betreiber der Unterkunft Tipps gegeben haben, wie angemessene Löhne für Sozialarbeiter sich umgehen lassen.
Die Flüchtlingsunterkunft in Oerlinghausen
Die Unterkunft wurde bis Jahresanfang von den Johannitern betrieben; nach einer Neuausschreibung wählte die Bezirksregierung eine Tochtergesellschaft des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) als Betreiberin aus.
Deren Mitarbeiter werden nach Angaben der Gewerkschaft Verdi aber nicht nach DRK-Tariflohn bezahlt, sondern nach dem wesentlich schlechteren Hotel- und Gaststättentarifvertrag. Ein Sozialarbeiter der DRK-Tochtergesellschaft verdient dadurch im Vergleich monatlich bis zu 500 Euro weniger.
Verdi: Bezirksregierung hat nur auf die Kosten geschaut
Weiterer Verdi-Vorwurf: Die Bezirksregierung Arnsberg habe den neuen Betreiber, die DRK-Tochtergesellschaft, ausschließlich unter Kostengesichtspunkten ausgewählt und ihr geraten, niemanden von der abgelösten Johanniter-Belegschaft zu übernehmen.
Vergabepraxis in der Kritik
Wie es dazu gekommen ist, das will ver.di am Freitag (07.04.2017) mit Innenminister Ralf Jäger besprechen. Gewerkschafts-Sprecher Jens Ortmann sieht dringenden Handlungsbedarf: „Wir befürchten Arbeitslosigkeit und Lohndumping und können uns nicht vorstellen, dass die Landesregierung diese Vergabepraxis in Ordnung findet. Wir wünschen uns, dass wir da zu Lösungen kommen, im Interesse unserer Mitglieder, aber auch für eine verbesserte Vergabepraxis allgemein“.
35 ehemalige Beschäftigte des vorherigen Betreibers, der Johanniter, haben inzwischen auf Weiterbeschäftigung geklagt.